Egal, wie gut oder schlecht sie durch die Corona-Zeit gekommen sind, stehen im Online-Handel gerade so ziemlich alle vor der Frage: Sollen wir angesichts der jüngsten Marktentwicklungen unsere Ambitionen herunterschrauben und (Über-)Kapazitäten in den Teams, in der Logistik, etc. abbauen oder nicht?
Auch hier empfiehlt sich wieder, sich nicht so sehr von den beiden Vorjahren leiten zu lassen (und gleich in Panik zu verfallen), sondern so nüchtern und gelassen wie möglich die Performance seit 2019 zu bewerten.
Abhängig davon lassen sich dann in etwa folgende Schlüsse ziehen:
- Die Überperformer, die ihre Umsätze seit 2019 verdoppelt haben, können es vergleichsweise gelassen angehen. Da sie die aufgebauten (Über-)Kapazitäten eher früher als später wieder benötigen, gilt es hier vor allem Übergangslösungen zu finden, um die Kosten zu dämpfen.
- Ähnliches gilt auch für diejenigen im grünen Bereich, die sich in der Corona-Zeit zwar strecken mussten, aber gut hindurchgekommen sind. Hier lohnt sich ein nüchterner Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen. Dann wird schnell klar, ob sich die zusätzlichen Kapazitäten und die geplanten Investitionen bald rechnen oder besser nach hinten verlagert werden sollten.
- Stark auf die Kostenbremse drücken müssen hingegen vor allem die, die seit 2019 weniger als 50% gewachsen sind. Diese müssen erstmal ihre strukturellen Probleme in den Griff bekommen.
Die Grenzen zwischen den drei Gruppen sind fließend. Und natürlich tun sich unabhängig davon gerade die leichter, die kräftig Kapital eingesammelt haben, als dies noch möglich war.
Spannend ist aber zum Beispiel, wie selbst ein Amazon mit Übergangslösungen arbeitet und u.a. versucht, seine überschüssigen Logistikkapazitäten auszulasten.
Schließlich hat Amazon zuletzt mit am stärksten ausgebaut, um den Corona-Ansturm so einigermaßen zu bewältigen. Siehe dazu auch Amazon bleibt erstmals unter Vorjahr und gibt verhaltenen Ausblick und die Exchanges #295: Amazon nach Corona.
Generell gehen wir weiter davon aus, dass der Online-Handel ähnlich wie in der Corona-Krise auch in der Wirtschaftskrise besser fahren wird als z.B. der stationäre Handel, weil er einfach strukturell besser aufgestellt ist (durch Plattformmodelle, etc.) und so flexibler auf Krisen, etc. reagieren kann.
P.S. Auch dieser Beitrag ist, wie alle dieser Reihe, stark vereinfacht und vor allem als Orientierungshilfe gedacht.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Warum wir die Jahre 2020 und 2021 besser vergessen sollten
- Wer steht gerade wo: Der Online-Handel vor und nach Corona
- Amazon bleibt erstmals unter Vorjahr und gibt verhaltenen Ausblick
- Exchanges #292: Und jetzt? Der Onlinehandel 2022
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