von Marcel Weiß
Groupon testet in den USA in wenigen ausgewählten Städten den Start der eigenen Plattform.
Mit den sogenannten Groupon Stores wird es Händlern künftig möglich sein, ihre eigenen Deals über Groupon anzubieten.
User werden die Möglichkeit erhalten Groupon Stores zu folgen, um über neue Angebote von dem jeweiligen Händler informierte zu werden. Das Follower-Prinzip kennt man unter anderem von Twitter.
Die Entwicklung ist so überraschend nicht. Groupon hat mit dem Aufkauf von Citydeal und der Übernahme des russischen Darberry.ru und des japanischen Qpod sich zu einer internationalen Expansion bekannt. Gleichzeitig hat man im Juli personalisierte Deals eingeführt.
Wie expandiert man global und das möglichst schnell und am besten noch nachhaltig? Man öffnet das eigene Angebot für Dritte, stellt also die Infrastruktur bereit und verdient an den Transaktionen. Wer erst einmal seine Nische dominiert, kann mit höherer Erfolgsaussicht einen zweiseitigen Markt aufbauen, da er bereits eine Seite an Bord hat.
Facebooks Plattform und ebenso die Plattform des Corporate-Mikroblogging-Dienstes Yammer wurden gelauncht, nachdem die Dienste ihre Nischen zumindest ansatzweise dominierten. Bei Groupon ist das ähnlich. Groupon hat eine reichweitenstarke Plattform, die die Groupon Stores für die Händler sehr attraktiv machen wird.
Im Blog von Yipit werden die Vor- und Nachteile der Plattform-Strategie für Groupon beleuchtet. Ein Vorteil ist ein möglicher höherer Umsatz, wenn man sich auf das Bereitstellen von Infrastruktur zurückzieht:
“Serving their backlog of interested businesses. A challenge for the company hasn’t been finding businesses to work with, its been servicing all the businesses that want to. For every business that Groupon works with, the company has to turn away 7, and there’s a six month waiting list in many markets.”
Wir hatten bereits bei der Einführung der personalisierten Deals unsere Bedenken über die Richtung, die Groupon einschlägt:
“Groupon bezeichnete sich bisher immer ganz gerne als “Social Shopping” Angebot, scheint aber den sozialen Aspekt gehörig zu unterschätzen, denn der impliziert, dass es bei Deals, von denen man sich gegenseitig erzählen soll, “(sozial) gerecht” zugeht, das heißt, dass mit offenen Karten gespielt wird und jeder die gleichen Ausgangschancen hat.
Aus strategischer Sicht ist diese Entscheidung fragwürdig. Denn im Web muss sich jeder Anbieter letztlich entscheiden, ob er Aggregator sein will oder Filter. Was gut ist für Amazon, das muß noch lange nicht gut sein für Woot!”
Die Frage, die sich mit der neuen Plattform-Strategie nun stellt ist, inwiefern Groupon es schaffen wird, nicht zu einer beliebigen Rabattplattform zu verkommen (s. auch “Groupon Seppuku: Groupon macht was richtig Blödes”)
Oder anders gefragt: Missversteht Groupon den eigenen Markt, also das, was man für die Endnutzer darstellt? Oder soll sich Groupon bewusst in etwas vollkommen Anderes transformieren?
Frühere Beiträge zum Thema:
- Debatte: Presst Groupon seine Händler zu sehr aus?
- Entscheidung mit Folgen: Groupon führt personalisierte Deals ein
- Groupon startet das ‘G’ Bonusprogramm
- Groupon stellt eigene API vor
Kategorien:Crowdsourcing, Live Shopping, Social Commerce
Also das (davor mit Groupon emotional assoziierbare) Prinzip Serendipity scheint mir gerade mit dem Following-Prinzip endgültig dahin. Als Käufer folgt man ja nur Angeboten, die man ohnehin schon kennt, die man aber billiger haben will. Die ganze Logik verschiebt sich von Entdeckern (und vl. Neukunden) zu Schnäppchenjägern…
Stimmt, Markus.
Interessant ist auch eine Anmerkung dazu auf dem Yipit-Blog, die in die gleiche Richtung geht:
Das Follower-Prinzip führt dazu, dass die Schnäppchen an ‘Stammkunden’ gesendet werden, während man doch eigentlich Groupon dazu verwendet(e), um darüber Neukunden in das eigene Geschäft zu locken.
Das hat schon ganz schön weit reichende Implikationen. Da könnten die teilnehmenden Händler auch mittelfristig recht unglücklich über die Ergebnisse werden.
Wobei Groupon das ja immer noch über die konkrete Ausgestaltung der Plattform steuern kann. (Etwa Empfehlungen anhand der Anbieter, denen man bereits folgt etc.)
Wir werden sehen.