Wer schnappt sich Groupon? Darüber darf nun trefflich spekuliert werden, nachdem die Investoren diese Woche in zunehmende Panik verfallen sind – und Groupon, das kürzlich seine – nüchtern betrachtet – sogar erstaunlich guten Quartalszahlen vorgelegt hat, daher so günstig zu haben ist wie lange nicht.
Als heißer Favorit für eine mögliche Übernahme darf Yahoo gelten. Die neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer gilt als ausgesprochener Fan von Groupon. Unter ihrer Ägide bei Google ist die viel diskutierte 6-Mrd.-Dollar-Übernahme zwar nicht zustande gekommen, sie hat sich aber intensiv mit den Groupon-Potenzialen im Local- und Mobile-Bereich auseinandergesetzt.
Auch der erste Versuch von Yahoo, Groupon Ende 2010 für 3-4 Mrd. Dollar zu übernehmen, ist gescheitert. Schön nachzulesen in Goupon's Biggest Deal Ever, wie die damalige Yahoo-Chefin Carol Bartz und Groupon-Gründer Andrew Mason beim entscheidenden Meeting aneinandergeraten sind.
Doch nun könnte für Yahoo, das für Yahoo! Local weiter kein eigenes Groupon-Angebot hat, ein Deal möglich sein. Marissa Mayer ist dabei, ehemalige Yahoo-Perlen wie Flickr zu reaktivieren und versucht zudem, das Geld, das durch den Verkauf der Alibaba-Anteile reinkommt, für Übernahmen zu verwenden. An der Börse wird Groupon aktuell für gut 3 Mrd. Dollar gehandelt.
Viel wird über die strategische Neuausrichtung von Yahoo spekuliert. Unter dem Motto Pink is the New Purple ("Dear Marissa: Focus on WOMEN") hatte Dave McClure dazu kürzlich einen schönen Vorschlag präsentiert, wie sich Yahoo für Frauen schick machen könnte. Auch dazu würde ein Groupon passen, das ohnehin mehrheitlich Frauen anspricht.
Allein würde Yahoo den Weg wohl kaum gehen können. Denn der Aufbau eines eigenständigen Angebots in großem Stil hat sich als einigermaßen schwierig erwiesen:
- Google hatte nach der geplatzten Groupon-Übernahme Google Offers aus dem Boden gestampft und dann vor einem knappen Jahr für 85 Mio. Euro Daily Deal übernommen.
- Facebook hingegen musste seinen "Groupon-Killer" schon bald wieder begraben.
Ärgster Groupon-Herausforderer bleibt daher bis auf weiteres Amazons LivingSocial. Wir hatten zuletzt über die Clubevents von LivingSocial berichtet.
Als weiterer Kandidat für eine Groupon-Übernahme wäre natürlich Ebay zu nennen. Doch ob man Groupon das wünschen sollte? Schon Yahoo wurde in der Vergangenheit für viele der übernommenen Unternehmen zum Verhängnis.
Spannend zum Thema übrigens das Yipit Data Blog, das u.a. zeigt, wie Groupon langsam "die richtigen" Händler herausfindet.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Bücher für 2012: Groupon's Biggest Deal Ever
- Groupon und die panikartigen Verkäufe an der Börse
- Groupon-Bilanz: Groupon schwimmt jetzt so richtig in Geld
Kategorien:Live Shopping, Shopboerse, unlimited
Ob sich ein Unternehmen, das eigentlich gute Zahlen vorlegt und (laut Exciting Commerce) “im Geld schwimmt” tatsächlich für die drei, vier Milliarden, die Frau Meyer für die Alibaba-Anteile erzielte, kaufen lässt, ist fraglich. Ob Groupon sich auch noch Yahoo, dem Schwachen, anschließt, noch mehr. Yahoo hätte keine (finanzielle) Kraft, eine feindliche Übernahme durchzustehen.
Sicher eine interssante Spekulation – für Yahoo. Abee eben nur eine Spekulation, oder?
Natürlich nur Spekulation, wie alles, was zukünftige Entwicklungen angeht. Aber zumindest ein Szenario, das ich für denkbar halte, wenn die jetzigen Investoren weiter unbedingt raus wollen.
Vielleicht wird es auch die “letzte Chance” von Marissa Mayer – nämlich dann, wenn die noch übrigen Yahoo Aktionäre sehen, dass der Kauf eine Fehlentscheidung war und das Geld des Alibaba-Verkaufs schon wieder weg ist…
Grüße
Das Wall Street Journal hat heute ein lesenswertes Update zu Groupons Investorenproblemen http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10000872396390443855804577600703714145294.html (aktuell noch frei abrufbar)