Was ist dran am Matratzen-Hype? Einen Börsengang in New Economy Manier hat heute in England Eve Sleep hingelegt, ein Startup, das noch keine drei Jahre alt ist.
35 Mio. Pfund frisches Kapital zu einer Bewertung von 140 Mio. Pfund gab es im unregulierten Markt für diese Kennzahlen aus dem Börsenprospekt (PDF):
“On 15 March 2017, an investor subscribed for a further 206,773 Preference Shares. This investment was required to fund the Company’s short-term cash requirements and was made to protect the investor’s original investment while the business sought a longer-term funding solution.
The Company was re-registered as a public company on 12 May 2017 and by special resolution changed its name to eve Sleep plc.”
Eve Sleep kommt auf Umsätze von gerade mal 12 Mio. Pfund. Und wer hätte es gedacht? Das frische Kapital soll im Wesentlichen ins Marketing gesteckt werden.
Fragt sich, wer derlei Börsengänge braucht?!
Vergleiche dazu auch den jüngsten Börsengang von Netshoes (“Brasiliens Zalando holt $139 Mio. an der US-Börse”) bzw. den geplanten Börsengang von Boozt Fashion.
Zum Thema Börsengänge haben wir auf der K5 in Berlin am 22./23. Juni u.a. Shop Apotheke im Programm (“Shop Apotheke auf den Spuren von Zooplus”).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Die Online-Matratzenwelt von Bettzeit bis Lumaland
- Lumaland baut mit Möbelfreude die nächste Schlafmöbel AG
- Dormando Bettzeit übernimmt Dunlopillo-Matratzen
- Bettenriese wird Pohlmanns 3. Streich nach Springlane und Urbanara
Kategorien:Home & Living, Shopboerse
Ist doch klar, wer solche Börsengänge braucht. Das sind die Investoren und Gründer: “Take the money and run…”
Wenns nur so einfach wäre … Weder die einen noch die anderen profitieren von solch einem Börsengang, da es sich trotz allem um eine Kapitalerhöhung handelt mit entsprechenden Haltefristen.
Nichtsdestotrotz ist bei Eve Sleep keinerlei Geschäftsmodell erkennbar, die Bewertung also absurd, und der öffentliche Absturz vorprogrammiert …
Die Investoren und die Gründer hoffen doch inständig, dass das Firmensoufflé nicht vor dem Ablauf der Haltefristen in sich zusammenfällt. Pech für alle, wenn jemand am Finanzmarkt frühzeitig das Fenster aufmacht und einen kalten Luftzug hereinlässt…
Wobei 140 Mio. Bewertung für 12 Mio. Umsatz schon sportlich ist. Die Bank, die einen solchen Börsengang begleitet und eine solche Bewertung aufruft, müsste sich eigentlich schon einige Fragen gefallen lassen.
Sehr interessant dazu die Diskussion unter diesem Artikel: http://www.gruenderszene.de/allgemein/matratzen-startup-eve-draengt-an-die-boerse und der wohl mittlerweile gelöschte Beitrag eines vermeintlichen Eve Metress Mitarbeiters (Helmut).
Das solche Unternehmen soviel Geld bekommen und dann auch noch an die Börse gehen können zeigt, dass wir mal wieder gar nichts aus der Vergangenheit gelernt haben!
Das Problem sind mE genau Artikel wie der verlinkte, die nicht differenzieren und so tun, als ob es sich hier um einen Börsengang wie jeden anderen handelt.
Das sehe ich nicht so, denn der private Aktienkäufer liest solche Berichte vorher nicht zwingend und solche Berichte ändern auch nichts an der Tatsache, dass solche Unternehmen an die Börse gehen.
Viel schlimmer ist der Imageschaden für unsere Branche, wenn solche Unternehmen gnadenlos und zurecht abstürzen.
mal abgesehen davon, dass der private Aktienkäufer an der Börse so gut wie keine Rolle spielt, hilft Aufklärung immer.
Den New Economy Hype hatten wir einer unkritischen Presse/Öffentlichkeit zu verdanken, die nicht zu differenzieren vermochte. Und die Ahnungslosigkeit in den (Wirtschafts-)Redaktionen, was solide Geschäftsmodelle im Digitalbereich angeht, ist immer noch groß.
Es ist aber nicht so, dass börsenseitig nichts passiert. Gerade heute gabs die Meldung:
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/kapitalmarkt/scale-boerse-macht-druck-auf-capital-market-partner-1403231/
Unkritischen Presse/Öffentlichkeit und die Ahnungslosigkeit in den (Wirtschafts-)Redaktionen sind lediglich die Wirkung. Die Ursache des Übels sind jedoch raffgierige Unternehmer, die sich nicht um den Ruf ihrer Branche scheren, sondern selbstsüchtig handeln.
mag sein, solange sich die Raffgier aber im legalen Rahmen bewegt, hilft nur öffentliche Aufklärung und eine differenzierende Berichterstattung
Ich glaube, es liegt selten an “raffgierigen” Unternehmern. Je mehr Geld in ein Unternehmen fliesst, umso weniger können die Unternehmer selbst bestimmen. Dann bestimmen die Investoren was gemacht wird und wenn ein Börsengang der lukrativste Weg ist, Rendite zu machen, dann wird das Unternehmen am Ende auch dahin geschoben. Mit allen Konsequenzen.
Öffentliche Aufklärung und eine differenzierende Berichterstattung ändern aber leider auch nichts an der Legalität solcher IPOs ;-)
Wir drehen uns im Kreis, sind aber im Grundsatz in diesem Fall beide derselben Meinung.
Klingt immer so, als ob Börsengänge per se etwas Schlechtes/Unseriöses sind.
Hab mir im Vergleich gerade nochmal Miliboo angesehen, die im Einrichtungssegment in einer ähnlichen Umsatzgrößenordnung an die Börse gegangen sind wie Eve Sleep heute.
https://www.miliboo-bourse.com/infos-financieres.php
Allerdings haben sie 5 Mio. Euro zu einer Bewertung von 20 Mio. Euro eingesammelt.
https://www.miliboo-bourse.com/images_upload/bourse/Pr%C3%A9sentation%20Miliboo_Journ%C3%A9e%20valeurs%20moyennes_13092016_VDEF.pdf
Nein, das will ich damit nicht sagen. Wir reden hier ja von Eve und deren Börsengang, der imho zu einer unrealistischen Bewertung stattfindet. Meine Aussagen sind keine Pauschalisierung.