Könnten DHL, Hermes & Co. mehr sein als Paketschubser?

Zwischen einfachen Paketdiensten und ausgefeilten Zustellservices („Enjoy tüftelt an neuen Zustellservices für Marken und Hersteller“) entscheidet sich die Zukunft in der Versandlogistik.

Speziell Hermes kann es sich aktuell leisten, höhere Preise durchzudrücken, ohne die Zustellqualität wesentlich zu verbessern.

Für den kundenorientierten Online-Handel (nicht nur im Food-Segment, sondern zum Beispiel auch im gehobenen Mode-Segment) stellt sich da zunehmend die Frage: Wie gut ist die letzte Meile bei Paketdiensten aufgehoben sind, die die Zustellung beim Endkunden vor allem als Belastung empfinden und die Pakete vor allem „loswerden“ wollen? Irgendein Rumpelkämmerchen findet sich schließlich immer:

In den letzten Exchanges zur Logistik am Limit hatten wir uns über ein mögliches „DHL Comfort“ amüsiert. Was zwei Fragen aufwirft: Entspricht ein „DHL Comfort“ (für Kunden wohlgemerkt, nicht für Händler) überhaupt dem Selbstverständnis von DHL & Co.? Noch vor der Frage, wie so etwas aussehen müsste, dass dafür jemand mehr bezahlen würde.

Gerade an Hermes sieht man, wie schwer es einem bestehenden Player fällt, über den eigenen Schatten zu springen. Da optimiert man lieber sein altes System zu Tode anstatt sich heute schon mit strukturell überdachten Lösungen auf das Drei- bis Vierfache an Paketvolumen einzustellen.

Der Online-Boom und die zum Endkunden hin wenig zielführenden Strategien von Hermes & Co. eröffnen nun Spielräume für Newcomer und Branchenfremde, die die letzte Meile revolutionieren wollen, die ja nur für die Paketdienste „die letzte“ ist, für die Kunden aber die Wichtigste:

Wenn DHL & Co. jetzt nicht aufpassen, werden sie von starken Newcomern zu günstigen Basisdiensten degradiert, die sich beliebig in ihre Last-Mile-Services integrieren lassen.

Es ist ja nicht so, dass sich auf der letzten Meile kein Wert schöpfen ließe (siehe Enjoy). Kritisch wird es nur, wenn man für die Standardleistungen plötzlich höhere Preise durchdrücken will.

Mehr zur Krise in der Versandlogistik auch in den Exchanges #186.

Wie es auf der letzten Meile auch anders geht und welche Vorteile das bringt, zeigen auf der K5 Konferenz am 3./4. Juli in Berlin u.a. Picnic und Coop@Home.

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1 Antwort

  1. @Jochen Schöne neue Welt, die Du da gerade skizzierst als Kontrast zum den etablierten Paketdiensten.
    Was Du dabei übersiehst (und ich auch lange nicht wahrhaben wollte), ist, dass die etablierten Carrier auch nur sehr ungern bis gar nicht mit den neuen Lastmile-Optionen (Services) kooperieren wollen, es sei denn, sie kommen aus dem eigenen Stall.
    Wenn ich also als Startup mit ner pfiffigen Lastmile-Idee zu einem der großen Paketdienste gehe und ihnen erkläre, dass ich die Pakete, die sie sowieso nicht zustellen können oder wollen, zum Kunden bringe und der Paketdienst deswegen sogar noch die ganzen Stopps und damit bares Geld spart, würden mich ALLE wegschicken, die meisten auch noch auslachen. Die verteidigen die letzte Meile (obwohl in den meisten Fällen defizitär) mit der letzten Kugel, die sie haben.
    Schon bemerkenswert. Heisst aber auch, dass neue Services am Ende doch auch die längeren Distanzen machen müssen.
    Fakt bleibt aber: Egal welcher Service gut für die Kunden ist, diesen muss jemand bezahlen. Dieses Verständnis muss wieder zurück in die Köpfe der Händler und der Online-Käufer.

    • Ich sage nicht, dass die Entwicklung von heute auf morgen passiert.

      Momentan entstehen ja eher neue Zustelldienste, die komplett ohne DHL & Co auskommen: AO, Prime Now, Rewe Lieferdienst, etc.

      Rewe nutzt DHL nur noch als Backup/Puffer, wenn es die eigene Flotte nicht mehr schafft. Ähnlich wird es bei Amazon Logistics kommen, sobald da die neuen Strukturen stehen.

      Als pfiffiger neuer Last-Mile-Dienst würde ich auch nicht zu den großen Paketdiensten gehen, sondern zu den großen Händlern (Zalando, YNAP & Co.), die im Zweifel eine ganz andere Verhandlungsposition haben. Man sieht ja, wie Zalando europaweit gerade alles durchtestet, was an Last Mile Services neu auf den Markt kommt. Ähnlich Amazon.

      Ansonsten: Enjoy ist gut für die Kunden. Und es zahlen weder die Kunden noch die Händler, sondern die Hersteller, weil diese ein originäres Interesse daran haben.

      Die überfällige Revolution in der Versand- und Zustelllogistik wird sicherlich nicht innerhalb der eingefahrenen Strukturen passieren. Deshalb sind Diskussionen innerhalb der bestehenden Strukturen auch müßig.

  2. Bei Hermes sehe ich noch weitere, massive Probleme, die Herren in der Zentrale vernichten wertvolles Potential und die merken es noch nicht einmal:

    https://hermessubunternehmer.wordpress.com

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