Wenn nichts mehr dazwischen kommt, geht Weltbild nun schlussendlich (“Weltbild-Rettung gerät zur Farce”) an die Droege Gruppe, die sich wie zuvor schon Paragon als Firmenaufkäufer auf heruntergewirtschaftete Unternehmen spezialisiert hat.
Nachdem sich für die Weltbild-Gruppe erwartungsgemäß kein regulärer Käufer finden ließ, bekommt Droege nun 60% an Weltbild für 0 Euro und kann sich alsbald – man verzeihe die plastische Wortwahl – an die Ausschlachtung und die Resteverwertung machen – in der vagen Hoffnung, dass ein bisschen was von Weltbild überlebt.
Ob der Fall von Weltbild dabei eher an Neckermann erinnert oder an die Versprechungen von Berggrün bei Karstadt – darüber ließe sich streiten.
Stutzen lässt einen vor allem, wie plötzlich der Insolvenzverwalter die Droege-Gruppe Mitte Juli aus dem Hut gezaubert hat (PDF), die er bei Weltbild bereits ebenso früh ausgemustert hatte wie einst bei Schlecker (“Das von Droege unterbreitete Angebot ist so gering, dass es nur noch unter »ferner liefen« geführt werde”).
Warum hat er Schlecker in ähnlicher Situation lieber selber abgewickelt und in Einzelteilen verkauft? Und warum überlässt er das bei Weltbild der Droege Gruppe?
Ein Grund könnte sein, dass Insolvenzverwalter und Betriebsrat nach den Vereinbarungen im März (PDF) der Kirche unbedingt einen Käufer präsentieren mussten, der “Weltbild als Ganzes fortführt”, damit diese die für diesen Fall ausgehandelten Abfindungen zahlt:
“Für die Abfindungen waren Gelder, die die kirchlichen Eigentümer zur Verfügung gestellt hatten, auf einem Treuhandkonto deponiert worden.
Die erste Hälfte der Abfindungen wird danach am 1. Oktober 2014 ausgezahlt. Den zweiten Teil erhalten die betroffenen Kollegen beim Ausscheiden aus der Transfergesellschaft, so sei es im Tarifvertrag vom März festgelegt.”
Ohnehin wundert einen, dass sich die Gläubiger auf so einen Deal eingelassen haben, bei dem sie tendenziell den Kürzeren ziehen.
In jedem Fall aber kann man jetzt gespannt sein, wie es mit Weltbild weitergeht – und ob einige Teile davon nun nicht doch über kurz oder lang bei Holtzbrinck, Bastei Lübbe oder bei Libro landen, die im Falle einer Zerschlagung frühzeitig Interesse bekundet hatten.
Bei Exciting Commerce interessiert uns natürlich im Speziellen, was aus Bücher.de wird.
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