Mit einem genialen Schachzug hat Ocado diese Woche die nächste Stufe gezündet und sich durch den Deal mit Marks & Spencer nicht nur Zugang zu einem einzigartigen Frische-Sortiment gesichert, sondern dabei zugleich auch seine Position im Wettbewerb mit Tesco & Co. erheblich verbessert. So stehen Ocado jetzt im (Online-)Foodmarkt mehr Möglichkeiten offen denn je.
Hier, was den Deal so spannend macht für Ocado und für den Online-Handel im allgemeinen:
- Ocado bekommt Zugriff auf das Frische-Sortiment von M&S Simply Food, das mit zum besten gehört, was der britische Markt zu bieten hat.
- Zugleich bekommt Ocado Zugang zu den Food-Kunden von Marks & Spencer, die Ocado direkt beliefern kann.
- Ocado bekommt eine Kapitalspritze von 750 Mio. Pfund, denn Ocado erledigt nicht nur das Online-Food-Geschäft für Marks & Spencer. Marks & Spencer steigt auch als Gesellschafter ein und bekommt die Hälfte der Anteile an Ocado. Das heißt zugleich auch:
- Ocado und M&S Food können irgendwann zusammengehen. Entweder übernimmt Marks & Spencer Ocado einmal komplett oder aber – und das dürfte der wahrscheinlichere Fall sein – Marks & Spencer bringt mittelfristig sein Foodgeschäft, das mit 5,9 Mrd. Pfund 61% der Umsätze ausmacht, komplett in Ocado ein.
- Mit dem Deal vollendet Ocado die Trennung von Foodgeschäft und Solutions. Ocado und M&S Food werden im Heimatmarkt zu den ersten Kunden der Ocado Solutions, die Ocado dann in andere Märkte verkaufen kann. Das könnte sogar soweit gehen, dass sich Ocado irgendwann komplett aus dem operativen Foodgeschäft zurückzieht (siehe 4.)
- Ocado kann mit M&S Food zusammen neue Services entwickeln, wie sie heute Lieferdienste wie Lieferando anbieten oder aber wie das angekündigte Ocado Zoom für Express-Lieferungen (aus den Läden).
- Ocado gewinnt gegenüber Tesco und Amazon Fresh an Marktmacht. Denn Tesco wird mit seiner stationären Verankerung nie so frei und unabhängig agieren können wie Ocado. Und Amazon Fresh wird sich schwer tun, schnell genug eine adäquate Infrastruktur aufzubauen.
Wie Ocado dem Online-Handel den Weg weist
Spannend auch, was der Deal für den Online-Handel bedeutet. Denn wohl niemand wurde so lange belächelt und so oft abgeschrieben wie Ocado – zunächst gegenüber Tesco und zuletzt gegenüber Amazon Fresh.
Doch Ocado hat sich auf seinem Weg nicht beirren lassen, ist kontinuierlich gewachsen, hat dabei sein Geschäftsmodell verfeinert und seine Prozesse optimiert und hat am Ende sogar gezeigt, dass es sich international als Technologie-Provider etablieren kann.
Hier schön zu sehen, wie gut sich Ocado mittlerweile verkauft:
Ocado ist damit zugleich ein gutes Beispiel für eine unserer Grundhypothesen: dass sich nämlich selbst in einer Amazon-Welt für Online-Anbieter, die bestimmte Größenordnungen erreichen – in diesem Fall ein Umsatzvolumen von einer Milliarde – völlig neue Möglichkeiten auftun. Man sieht das gerade auch gut an Zalando (“Wie geschickt sich Zalando jetzt am Markt positioniert”).
Außerdem haben Ocado, Picnic & Co. auch investorenseitig wieder jede Menge neue Phantasie in den Foodmarkt gebracht (“Kinnevik kauft für 86 Mio. € 38% an MatHem”):
Mehr dazu dieses Jahr auch im Food- & Delivery-Schwerpunkt auf der K5 am 4./5. Juni in Berlin. Siehe auch Auf wen man 2019 im Online-Foodmarkt achten sollte.
Weitere Beiträge aus der Reihe finden sich unter more.excitingcommerce.com
- Was Zalando von Vente-Privée lernen könnte (und was nicht)
- Was für eine Woche: Mit 13% ist Amazon jetzt zu schlagen!
- Was für eine Woche: Neue Möglichkeiten ohne Ende!
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