Wie Ebay dieses Mal die Kurve kriegen will

Bei Ebay kann es jetzt sehr sehr schnell dahingehen. Denn nach den rückläufigen Zahlen für 2021 rechnet Ebay für das laufende Quartal mit einem GMV-Einbruch von rekordverdächtigen 18%:

Auf dem Investorentag hat Ebay dann auch sehr schön dargestellt, von wievielerlei Seiten es mittlerweile unter Druck steht (Amazon noch nicht eingerechnet):

Doch während die Wettbewerber allesamt auf Wachstum setzen und mit Hochdruck an ihren Flywheels arbeiten, baut Ebay weiter an seiner Melkmaschine und versucht aus den Nutzern herauszupressen, was herauszupressen geht:

In der Videozusammenfassung beschreibt Ebay, wie es diesmal die Kurve kriegen will (Bingo-Zettel rausgeholt und los):

Im Wesentlichen möchte sich Ebay künftig auf fünf Kernkategorien konzentrieren (PDF-Quelle):

Dem ein oder der anderen wird das Prinzip bekannt vorkommen: Im Otto-Konzern nennt sich das Ganze fokussierte Wachstumsstrategie.

Ziel der neuen Strategie ist ein eher überschaubares GMV-“Wachstum” von 5%, d.h. egal ob die Umsetzung nun klappt oder nicht, will/wird Ebay in jedem Fall weiter Marktanteile verlieren:

Unabhängig davon, was man von der Strategie hält, lohnen sich die Unterlagen für Interessierte, da Ebay bei der Kundenstruktur, bei Werbe- und anderen Erlösen doch sehr viel stärker ins Detail geht als üblich:

Interessantes Detail am Rande: Um das “Wachstum” zu finanzieren, möchte Ebay im Zuge der Restrukturierung weitere Kosten in Höhe von 300 Mio. Dollar einsparen.

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  1. Vier der fünf Kernkategorien sind das schon seit vielen Jahren bei eBay und das hat auch schon nicht geholfen. Die User-Experience ist einfach komplett unterirdisch und eBay müsste viel stärker Qualität managen um nicht dem Wish-Schicksal zu folgen, statt dessen gibt es aber immer nur neue Projekt-Strohfeuer.

    Und die Strategie aus sinkendem GMV (also weniger Käufern) über Werbung und Provision steigenden Umsatz (aus uns Verkäufern) zu quetschen wird zuletzt dann wohl auch die Verkäufer vergraulen.

    Echt traurig weil wir Händler gute Alternativen zu Amazon brauchen.

  2. eBay versucht immer noch die gleichen Maßnahmen wie Anfang der 2000er. Leider ist das Produkt immer noch auf Flohmarkt Niveau – beim damaligen Wettbewerbsumfeld ok., heute bei jungen Konsumenten ist eBay nicht mehr existent. Dazu kommt unterirdische UI/UX und fehlende Kuratierung. Wahrscheinlich braucht es einen Neuanfang mit neuem Produkt und (Sub-) Brand.

  3. Ich habe gerade den neuesten Podcast gehört und da ist mir aufgefallen, dass Ebay regelmäßig als Negativbeispiel im E-Commerce bezeichnet wird.

    Interessehalber habe ich mir dann einmal die Aktienperformance von Ebay angesehen und mit dem GLORE-Fonds verglichen. Glore-Fonds seit Auflage mit 52% im Plus, Ebay seit Auflage des Fonds mit 120% im Plus. Wie kann es sein, dass das “Negativbeispiel” mehr als doppelt so viel Rendite erzielt wie die Auswahl von euch, die die allerbesten Unternehmen der Branche finden will? Und 6,5 Jahre sind jetzt auch keine kurze Zeitspanne, wo ein Vergleich keinen Sinn ergibt.

    Danke für die Antwort!

    • Der GLORE-Fonds investiert gezielt in Wachstumsunternehmen und enthält ausschließlich Unternehmen, die ihre Umsätze um mindestens 20% im Jahr steigern. Ebay erfüllt dieses Kriterium nicht und ist deshalb nicht im Fonds.

      Unternehmen in den Fonds zu nehmen, die Marktanteile verlieren und von denen wir strategisch nicht überzeugt sind, wäre ziemlich riskant, unabhängig davon, wie sich der Kurs entwickelt.

      Ebay war in den letzten Jahren konsequent unter Investorenbeschuss und hat den Börsenkurs in dieser Zeit vor allem durch Unternehmensverkäufe (Paypal, Ebay Kleinanzeigen, etc.), Aktienrückkäufe, etc. getrieben. Inzwischen ist das Tafelsilber aber weitgehend verkauft.

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