Wie konnte es zur Insolvenz von Keller Sports kommen? Auslöser war offenbar eine geplatzte Finanzierungsrunde:
“Für die Münchner Keller Group […] war der 28. November 2022 ein absoluter Tiefpunkt – und mit Sicherheit ein Wendepunkt in der Historie. Nach schwierigen Monaten brauchte das Unternehmen um die drei Geschäftsführer Marcus Trute, Jakob Keller und Ingo Stober dringend frisches Kapital.
Der Termin beim Notar zur Beurkundung der Vereinbarung mit einer Beteiligungsgesellschaft war schon festgezurrt, die Finanzspritze in greifbarer Nähe. Doch unerwarteterweise platzte der Deal. Auch ein weiteres unverbindliches Angebot einer dritten Partei könnte nicht mehr rechtzeitig innerhalb der Antragsfrist verhandelt werden.”
Ansonsten ist es wie bei so vielen gerade: Zu hohe Kosten bei weniger Nachfrage als erwartet sorgen branchenweit für Liquiditätsprobleme.
Spätestens im März 2023 soll Keller Sports einen neuen Eigentümer haben.
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Kategorien:Shopboerse
Keller Sports steht für mich ein wenig stellvertretend für die vielen Online Shops die erst hoch gelobt waren und zu der neuen Kategorie von “Category Killern” gehörten.
Leider bleibt dann oftmals von diesen nicht viel übrig, wir haben genau diese Shops und Firmen als Vorbild für “so geht eCommerce” genutzt nur um jetzt zuzusehen wie diese trotz innovativen Konzepten und Ideen dann doch “scheitern” oder eben am Trog von Investoren hängen und Profitabilität und Stabilität vermissen lassen.
Klar haben viele jetzt das Corona Wachstum komplett falsch eingeschätzt und die aktuelle Marktlage mit Inflation und Krieg trägt sicherlich dazu bei das man schneller in Schieflage gerät. Aber im Kern muss man schon sagen das wirklich eine relevante Anzahl von Online Shops die auf den Konferenzen und Toplisten geführt worden sind nun schwimmen oder bereits komplett verschwunden sind.
Was ich grundsätzlich sehr schade finde! Angetreten als Ablösung vom stationären Handel, hat nun der ein oder andere als tot geglaubte stationäre die Welle an Online Pure Playern überlebt.
Das sehe ich nicht so. Der stationäre Handel leidet ja mindestens genauso. Auch da rollt die Insolvenz-Welle. Bei den Onlinern trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen. Diejenigen, die bisher nur VC und Wachstum konnten, wird es härter erwischen, als dienigenigen, die ihre Kosten schnell(er) in den Griff gekriegt haben.
Danke @Oliver, so sehe ich das auch! Neben dem hochloben und hypen einzelner, werden diejenigen belächelt und geächtet, welche nach alter kaufmännischer Sitte langsam, aber dafür profitabel wachsen. Die harte Realität im Retail bringt die gesellschaftliche Verantwortung mit sich, nicht zuletzt für die Tausende von Mitarbeitern, positive Ergebnisse zu realisieren und Umsatz und vor allem, dem Ertrag wieder mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Der Kapitalmarkt zeigt zudem auch schonungslos die fehlende Substanz einiger Unternehmern, welche „EBITDA-verachtend“ wachsen wollten.
Da Stimme ich komplett zu. Ich kann mich noch an die K5 in München erinnern (müsste 2011 oder 2012 gewesen sein) als Keller Sports und Mysportsbrand auf der Bühne standen und die besten waren. Mysportsbrand ist schon lange insolvent und nun hat es Keller Sports erwischt. Im gleichen Jahr würde auch Windeln.de als neuer total innovativer Data driven Onlineshop präsentiert.
Ich habe nichts dagegen Kapital aufzunehmen und es für Wachstum zu nutzen. Aber für mich sollte immer das Ziel sein danach auf eigenen Beinen stehen zu können.
Es geht nicht um langwierige Forschung wie bei Medikamenten oder Flugtaxis sondern um etwas eigentlich einfaches wie dem Handel mit Waren.
Damit ist eigentlich alles gesagt: https://excitingcommerce.de/2022/02/23/notebooksbilliger-enttaeuscht-in-der-pandemie-mit-772-mio-e-5/
Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt. Das billige Wachstumsgeld hat ja nicht nur Online Pure Player beflügelt sondern auch die letzten Jahre die bereits toten stationären Händler künstlich am Leben gehalten. Jetzt kostet Geld wieder etwas, die Banken pochen auf die Einhaltung der Covenants und dann zählen eben kaufmännische Tugenden. Das hat mit dem Geschäftsmodell nur in sofern etwas zu tun, als das mein Angebot dem Kunden schmecken muss. Bin insgesamt gespannt, wer 2025 noch wirklich gut dastehen wird ….. Karstadt, Media Markt, P&C werden es eher nicht sein
Hi Sven, stimme dir da auch 100% zu. Das Geschäftsmodell ist da nicht umbedingt ursächlich. Bei den von dir genannten Exemplaren (zumindest bei zweien ;-)) wird es aus meiner Sicht entscheidend sein, ob ihnen die Balance auf dem schmalen Grad zwischen den Faktoren Wandel, Zeit und Finanzierbarkeit gelinkt. Es bleibt daher weiterhin spannend.