Gourmondo schließt erst Alnatura und am Ende sich selbst

Nachdem Delticom 2019 keinen Käufer finden konnte, verabschiedet sich Gourmondo jetzt schön langsam vom Markt. Bereits Ende des Monats soll der Alnatura-Shop geschlossen werden – und zum Quartalsende dann auch Gourmondo selber. So hat die Lagerräumung heute begonnen:

Zu den Hintergründen siehe auch Delticom ist gerettet, aber was wird aus Gourmondo & Co.?

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Food, Shopboerse

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1 Antwort

  1. wow, mich würde interessieren, ob es am Markt lag oder doch eher an Missmanagement.
    Der letzte Relaunch war ja scheinbar für die Sichtbarkeit schon ein großer Rückschritt.

    • in erster Linie kann sich Delticom Gourmondo nicht mehr leisten

      • Als Gründer von Gourmondo:
        Es liegt am Markt – eFood ist generell ein sehr schwieriger Markt, niedriger Warenkorb, hohe Logistikkomplexität = Kosten, niedrige Marge – und am Geschäftsmodell. Die Kunden sind beim Feinkosthandel nicht treu, sondern sehr opportunistisch. Man braucht das Produkt nicht unbedingt, also kauft man mal aus Impuls, dann wieder nicht wegen vergessen oder Budget. So bleiben von teuer erworbenen Neukunden nur 30% als Wiederkäufer und von denen nach 2 Jahren nur noch 30% als langfristige Stammkunden. Aufgrund von Deckungsbeitrag pro Bestellung plus Bestellungen pro Jahr (wenige) vs der Kundenakquisekosten ergibt sich eine sehr lange Verlustkurve, wenn überhaupt ein echtes Wachstum des Aktivkundenbestandes.
        Das bedeutet, das Wachstum ist nicht mit Marketing skalierbar, denn die Order zahlt nicht die Akquise dieser Bestellung und demnach müsste Marketing die Stammkundenbasis anschüren, aus der dann langfristig profitable Erträge kommen. Das funktioniert aber aus beschriebenen Gründen nicht.
        Bei Feinkost sind ein paar Parameter (Marge, Alleinstellung, Mehrwert der Verfügbarmachung der Produkte) vermeintlich besser. Aber der beschriebene mangelnde ROI der Kundenbasis killt das Geschäftsmodell, es skaliert nicht im Wachstum und ist deshalb nicht profitabel zu bekommen.
        Das meinte zwar jeder nachfolgende Investor oder GF irgendwie hinzubekommen, aber der Kern des Geschäfts, das entsprechende Kundenbedürfnis bzw das hier eben nicht vorhandene, echte Bedürfnis, ist nicht behebbar.

  2. Das der Alnatura online Shop schliesst kann man auf der Startseite nachlesen, aber wie kommt ihr auf die Idee, dass Gourmondo nach 18 Jahren schliesst? Den „Räumungsverkauf“ gibt es doch jeden Januar nach dem Weihnachtsgeschäft. Es gibt zwar ein paar Indizien z.B. die Social Aktivitäten (Facebook, Insta, Youtube) wurden in 2019 quasi gestoppt und auch der Kundenservice antwortet nicht mehr auf die letzten negativen Rezensionen bei trustpilot trustedshops, aber warum gleich gourmondo dicht machen? Vermutlich liegt es am starken Wettbewerb durch Foodist und Amazon?

    • Das hat er eigentlich sehr offen geschrieben mglw. für Leute ohne BWL-Grundkenntnisse zu unverständlich.

      Die Neukundenakuisekosten sind zu hoch und amortisieren sich faktisch nie.

      Es ist kein positiver Deckungsbeitrag möglich, weil die variablen Kosten viel höher sind als in Läden.

      Die Kunden sind untreu und undankbar und nur mit Dauertiefpreisen zu halten.

      Ich haben meinen Versand mit Erfolg verkauft und lange Shops beraten.

  3. die Schließungsinfo stammt aus gesicherten Quellen, die leider nicht öffentlich sind. Im Grunde weiß aber jeder Gourmondo-Lieferant Bescheid

  4. Etwas merkwürdig ist die Sache schon, so verkündeten vor nicht einmal einem Monat Dynamic Yield und Spryker eine Partnerschaft von der als erstes der Gourmondo Shop profitieren sollte: https://www.presseportal.de/pm/131643/4473147

    Wenn Gourmondo schliesst, dann verliert Spryker offenbar auch seinen Lieblingskunden: https://www.kassenzone.de/2019/04/14/gourmondo-akeneo-wie-wichtig-sind-produktdaten-fuer-den-erfolg-von-e-commerce-modellen/

    Scheint also eine relativ kurzfristige / überhastete Entscheidung gewesen zu sein, den Shop zu schließen.

  5. jetzt auch offiziell:

    „Zum Jahresende wurde beschlossen, Gourmondo – den Onlineshop für Feinkost und Delikatessen – zu schließen. Der Abverkauf findet noch bis Ende März 2020 statt.“

    https://www.delti.com/press/deutsch/deltiP440.html

  6. Nur der Markt allein war es wohl auch nicht, es gab da einige Prozesse im Endkundenhandling die einfach für eine Abkehr sorgten. Klare und kundenfreundliche Abwicklungen, welche der Kunde nachvollziehen kann, sorgen am ehesten für eine dauerhafte Kundenbeziehung.

    • Das ist üblicherweise ein Effekt von nicht oder nicht gut funktionierenden Geschäftsmodellen. Dann wird dann überall bis Anschlag gespart bis es sogar die Kundenerfahrung beeinträchtigt. Da wird der Kundenservice outgesourced, verkleinert, weniger Kulanz geübt, billiger verpackt uvm. So versucht man dann die Schwächen des Geschäftsmodells auszugleichen. Aber wenn man keine mindestens gute, besser hervorragende Kundenerfahrung darstellen kann untergräbt man das Geschäft vom Kern her: der Kundenloyalität.

      • Ich bin eine von Ihren zutiefst traurigen 30% Stammkunden. Hier ist eine Frage zu einem Punkt, den ich noch nicht ganz verstehe. Ihre Preise waren fantastisch niedrig im Vergleich zu allen anderen. Warum konnten Sie ncht einfach die Preise etwas heraufsetzen? Hätte Sie das nicht retten können? Oder wären Ihnen dann wieder andere Kunden weggelaufen?
        Gruss,
        Maria Leptin

      • Ja, höhere Preise führen zu einem Rückgang an Nachfrage und verstärken den Effekt, dass Kunden nicht loyal bleiben. Soviel Sortiment und den teuren Unterbau eines e-Commerce-Unernehmens (Fixkosten von Millionen Euro) kann man nur mit hohem Umsatz finanzieren.
        Vereinfachtes Zahlenspiel: Angenommen der Umsatz ist 9 Mio Euro und der Verlust 1,5 Mio Euro.
        Wollte man den Verlust mit Preiserhöhung decken müsste man die Preise um 17% im Durchschnitt erhöhen. Aber dadurch würde der Umsatz direkt sinken, weil Kunden weniger kaufen und weniger häufig kaufen. Nur davon sind dann schon wieder im Verlust. Und das Marketing würde leiden, weil einige Artikel dann teurer werden als Mitbewerber, also die Reichweite des Marketing sinkt. Loyalität von Kunden sinkt. Sagen wir mal der Umsatz sinkt um nur 10%. Dann haben wir doch wieder 500.000 Verlust. Also Preise um nochmal 10% erhöhen, dann wäre ich theoretisch bei einem Gewinn von 600.000. Aber gleicher Effekt, gleiche Rechnung: würde der Umsatz nur um 10% sinken bin ich schon wieder bei Null Gewinn. Wir haben aber bis hierher die Preise bereits um knapp 30% erhöht. Das würde nur gehen, wenn ich vorher stark unter den Marktpreisen von Mitbewerbern war, das ist aber sicher nicht der Fall, vielleicht 5-10% darunter im Schnitt. Jetzt läge ich also 10-20% über dem Markt. Also wird es mit den 20-25% weniger Bestellungen nicht getan sein, es wird mehr Einbrechen. Und Kundenloyalität nicht vergessen, die hat ja vorher schon nicht ausgereicht, jetzt ist sie nochmal deutlich niedriger, also wird mein Marketing teurer und ich habe schon wieder Verlust. Und ich verkaufe jetzt 30% weniger Ware als vorher, ich kaufe schlechter ein und ich kann mir kein ebenso großes Sortiment mehr leisten. Ich müsste für all das nochmal die Preise erhöhen. Und so weiter.
        Und jetzt kommt noch etwas dazu: ein Finanzinvestor wie Delticom oder jeder der es vorher hatte braucht starkes Wachstum in so einem Modell damit es für ihn eine Bedeutung hat. Das ist jetzt aber jetzt nicht mehr gegeben in der Herangehensweise hohe Preise für Profit „mit Gewalt“, das Modell ist jetzt kleingeschrumpft und wächst nicht mehr. Für nur wenige 100.000 Profit macht das kein Investor, der Millionen reingesteckt hat. Also schließen.
        Könnte auch noch ein privater geschenkt nehmen und noch kleiner schrumpfen, damit es profitabel ist. Das ändert aber das Geschäftsmodell fundamental und funktioniert auch nicht mehr. U.a. steht man im Wettbewerb dann nicht mehr gut da und kann den Umsatz nicht halten, geschweige denn wachsen / investieren.

      • *Mit Bezug auf den Ersten Kommentar*
        Ich setzte mich noch nicht lange mit dem Thema Delikatessen Versand und E-Food auseinader finde es aber ein hochspannendes Segment
        Müssten dann Unternehmen wie Ocado, Picnic etc. nicht ein ähnliches Problem haben? Deren Angebot ist ebenfalls substituierbar. Zwar besteht der Vorteil eines echten Bedürfnisses und einer höheren Bestellfrequenz.
        Aber könnte man den Delikatessen Handel nicht über zusätzliche Service und eine schwerer Vergleichbarkeit der Produkte skalierbare und Profitable machen? Es gibt ja bereits einige Unternehmen die bspw. Wein erfolgreich online Vertreiben.

  7. Bin seit weit über 3 Jahren begeisterte Gourmondo-Kundin gewesen und kann nur sagen: Schade, für mich ist es ein wirklicher Verlust. Wir leben nicht in der Stadt und haben nur die üblichen Discounter und Supermärkte wie REWE bzw. EDEKA. Dort gute Bioware zu bekommen, oder auch Wild, ist sehr schwer.
    Ich habe selten Beanstandungen gehabt und wenn, wurden Sie zu meiner Zufriedenheit gelöst.

    Christina Wagner

  8. Hallo,
    ich hatte eine Mail bekommen, in der das steht;
    Hallo,
    nach fast 18 Jahren wird es für uns leider Zeit,
    auf Wiedersehen zu sagen.
    Gourmondo, der Onlineshop für Wein, Champagner, Spirituosen und Feinkost, schließt.
    Wir bedanken uns aufrichtig bei dir für deine Treue, Unterstützung und deinen guten Geschmack. Als Abschiedsgeschenk halten wir bis zum letzten Tag tolle Schnäppchen in unserem Lager Sale für dich bereit.
    from Munich with Love
    dein Gourmondo Team

  9. bin auch langjähriger Gourmondo-Kunde und war eigentlich immer zufrieden. Dort konnte man immer das besondere bekommen. Deswegen bedauere ich die sCHLIESSUNG SEHR:

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