Zalando und die überforderten Kundinnen

Wie gut ist Zalando bei Produktempfehlungen? Zalando stellt sich da selber gerade ein eher schlechtes Zeugnis aus:

“In den vergangenen Jahren ist unser Sortiment rasant gewachsen, wir haben die Produktanzahl im Zalando Shop von 2020 bis 2021 verdoppelt. In einigen Kategorien hat das dazu geführt, dass Kund*innen mit der Auswahl, die sie haben, überfordert sind.

Deshalb haben wir unsere Sortimentsstrategie überprüft und führen Maßnahmen ein, die dafür sorgen, dass unsere Kund*innen auf Zalando immer das finden, was für sie relevant ist.”

Gut fünfmal bestellen Zalando-Kundinnen im Schnitt im Jahr. Ist das gut oder ist das schlecht? (PDF-Quelle)

Als marketinggetriebene Organisation war Zalando immer besser in der Kundengewinnung als in der Kundenbindung – und musste nun feststellen, dass es speziell die Kundinnen der Corona-Zeit nicht so halten konnte wie es sich das idealerweise vorgestellt hätte:

Entsprechend will Zalando jetzt seine Schwachstellen angehen. Ob es ausgerechnet am Sortiment liegt, dass sich die Kundinnen überfordert fühlen, und nicht vielmehr an der Qualität der Empfehlungen und den Filtermöglichkeiten, bliebe zu diskutieren.

Vom lange propagierten “Spotify für Mode” jedenfalls ist bei Zalando kaum noch die Rede.

In Sachen Sortiment wird sich Zalando jedenfalls entscheiden müssen, ob der Fokus eher auf dem Bestsellergeschäft oder auf dem Longtail liegen soll. Und ob sich mit einer sehr breit aufgestellten Marke wie Zalando dauerhaft überhaupt Nischen und jüngere Zielgruppen bedienen lassen.

Entgegen der Erwartungen hat Zalando mit seiner 2019 vorgestellten “Starting Point for Fashion”-Strategie seine Plattformstrategie zumindest kundenseitig zunehmend ad absurdum geführt.

Denn die zeichnete sich anfangs durchaus auch dadurch aus, dass sie durch eine Reihe von Mobile Apps, etc. unterschiedlichste Kundenbedürfnisse abdecken sollte.

Davon hat man sich verabschiedet und zuletzt bis auf die Zalando Lounge alles eingestampft, was nicht Zalando heißt. Stattdessen sendet man jetzt zunehmend Signale an den Markt wie “Nutzt gerne unsere Infrastruktur, aber verkauft Eure Produkte lieber (auch) woanders”.

Vergleiche dazu auch Farfetch, das da aus strategischer Sicht gerade den besseren Eindruck macht und bald noch mehr Möglichkeiten hat (“Was Farfetch mit Yoox und mit Net-a-Porter vorhat”), ein breiteres Kundenspektrum zu bedienen. Siehe auch die Exchanges #308: Der Farfetch-Coup mit Net-a-Porter.

Zalando und Farfetch sind in den GLORE50 vertreten.

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